Branchenverbände, Hersteller, Politik und Experten rätseln aktuell, wie man der Elektromobilität in Deutschland Auftrieb verleihen kann. Dass finanzielle Kaufanreize für die Endverbraucher eine gute Möglichkeit sind, zeigen die Dänen, die das aktuell hervorragend umsetzen und enorme Erfolge erzielen. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) hat sich allerdings über einen bloßen Zuschuss hinaus Gedanken gemacht und acht Thesen zur Belebung der Elektromobilität in Deutschland vorgestellt.
Einleitend schreibt der ZDK: „Verbraucherinnen und Verbraucher können von der Elektromobilität begeistert werden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“ Der Markt könne durch kluge Maßnahmen dazu beitragen, vor allem fehle aber auch ein Signal der Bundesregierung. Die Politik müsse die Rahmenbedingungen setzen, damit die Verkäufer ihren Teil beitragen können.
Das schlägt der ZDK vor
1. Ein Autokauf ist emotional
… und das gilt laut ZDK vor allem bei der Elektromobilität. Binnen eines Monats habe der Verband plattformübergreifend über eine halbe Million Aufrufe für die produzierten Videos der Kampagne „Elektromobilität ist einfach“ erhalten. „Gerne möchten wir Bundesregierung und Hersteller erneut einladen, diese oder auch eine eigene Kampagnenplattform zu nutzen, um das Jahr 2025 zum Jahr der Elektromobilität zu machen. Spätestens zur IAA Mobility im September 2025 in München brauchen wir kleinere und vor allem bezahlbare Elektrofahrzeuge.“
2. Zu hohe Anschaffungskosten
Man mahne bereits seit längerem das Fehlen von bezahlbaren Kleinwagen aus deutscher Produktion an, fasst der ZDK zusammen. Gerade deshalb wäre eine Förderkulisse besonders wichtig, um die für viele Kunden zu hohen Preise abzufedern. Es brauche mehr monetäre Anreize.
3. Intelligent fördern
Eine Förderung durch günstige Darlehen beispielsweise der KfW, Mehrwertsteuervergünstigungen und die Absicherung von Restwerten gebrauchter Fahrzeuge könnten ebenfalls wichtige Instrumente sein, so der Zentralverband. Besonders junge Käufer bräuchten mehr Anreize, da die Kaufkraft hier noch fehle, die Affinität zu umweltfreundlicher Mobilität aber gegeben sei.
4. Dienstwagenermäßigungen
Nicht nur private Käufer müssen profitieren, sondern auch die gewerblichen Flotten. „Die Verbraucher brauchen Sicherheit, dass diese Rahmenbedingungen erhalten bleiben“, kommentiert der ZDK die bestehenden Regelungen für die Dienstwagenbesteuerung. „Ziel muss die Erneuerung der Fahrzeugflotte durch emissionsarme Fahrzeuge sein.“ Maßnahmen für gewerbliche Flotten würden über den Gebrauchtwagenmarkt zudem direkt auf die breitere Käuferschaft wirken.
5. Bedarfsorientierter Ausbau der Ladeinfrastruktur
Aus Gesprächen mit Kundinnen und Kunden wisse man, dass die Verfügbarkeit einer eigenen Wallbox kaufentscheidend sein könne. In vielen Mietwohnungen oder in Innenstädten sei das aber kaum möglich. Eine Lücke, die anderweitig gefüllt werden müsse, um die E-Mobilität für die breitere Masse noch interessanter zu machen. „Ladeinfrastruktur an öffentlichen Parkplätzen und die bereits mögliche Erweiterung von Straßenlaternen zu Ladepunkten muss in voller Breite angegangen werden“, schreibt der Zentralverband.
6. Elektrisches Laden muss günstiger werden
Die Betriebskosten für Elektroautos liegen wegen der hohen Strompreise teils über jenen für einen Verbrenner, moniert der ZDK. Die Bundesregierung müsse schnellstmöglich eine Entlastung herbeiführen, das solle durch die Senkung der Stromsteuer geschehen. Ladestrom müsse ganzheitlich günstiger werden.
7. Kostenloses Parken für E-Autos
Ein Anreiz, der ebenfalls die Elektromobilität beleben könnte, ist das kostenlose Parken für E-Autos. Der ZDK schlägt vor, diese indirekte Förderung als Teil eines größeren Maßnahmenpakets zu planen, das die Verbraucher spürbar und konkret entlastet. Dies habe sogar einen positiven Nebeneffekt: „Umgekehrt profitieren Innenstädte von einer nachhaltigen, leiseren und emissionsfreien Automobilität.“
8. Einnahmen aus der CO2-Bepreisung investieren
15 Milliarden Euro nimmt der Bund laut dem Thesenpapier in einem Jahr durch Steuern auf Kraftstoffe und die entsprechende Komponente in der Lkw-Maut ein. Damit müssten für den Hochlauf der Elektromobilität ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, findet der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes. „Außerdem führt aus unserer Sicht kein Weg daran vorbei, die Revision der EU-Flottenregulierung auf das Jahr 2025 vorzuziehen, um die schlechten Absatzzahlen für Elektrofahrzeuge in den Zielen abbilden zu können.“ Es sei nicht akzeptabel, dass Hersteller und Händler mit den von der Politik gesetzten Zielen einfach alleingelassen werden.