Die gesamte Mobilitätsbranche wartet darauf zu erfahren, was der neue Masterplan der Regierung für das Vorankommen der Elektromobilität tun kann. Der Ende Juni an die Öffentlichkeit gelangte Entwurf war wenig aufmunternd, nun sind Details bekannt.
Insgesamt sind es 62 Punkte, die die Bundesregierung auflistet. Unter anderem soll die Industrie mehr eingebunden werden, so heißt es, dass allen Maßnahmen in Zukunft eine Bedarfsanalyse zugrunde gelegt werden soll. Die Informationen über den Bedarf will sich das Bundesministerium für Digitales und Verkehr auch aus „empirisch fundierten Prognosen auf Basis von kartellrechtskonformen Gesprächen mit der Industrie“ holen. Besonders interessant ist außerdem das Versprechen, bis Anfang nächsten Jahres ein Konzept für die finanzielle Unterstützung des Ausbaus der Ladeinfrastruktur zu erarbeiten. Dafür will sich die Politik bisherige Förderprogramme noch einmal anschauen und diese bewerten.
PV-Anlagen prüfen
Bis zum dritten Quartal diesen Jahres – das wohlgemerkt schon begonnen hat – soll außerdem geprüft werden, ob Solaranlagen speziell in Verbindung mit Ladeinfrastruktur gefördert werden könnten. „Dabei wird ein Programm für die Förderung eines Pakets aus PV-Anlage, Zwischenspeicher und einer steuerbaren und idealerweise bidirektionalen Wallbox angestrebt“, heißt es. Technagon bietet gemeinsam mit mehreren Partnerunternehmen solche Pakete bereits an (ChargeGroup). Eine Förderung in dieser Hinsicht wäre positiv zu sehen und könnte der durchaus sinnvollen Kombination aus PV und Elektromobilität einen längst benötigten Schub verpassen.
Insgesamt drehen sich gleich mehrere Punkte im Masterplan um die Vereinfachung der Bürokratie in Sachen Aufbau von Ladestationen. Der Cybersicherheit soll ebenfalls mehr Aufmerksamkeit zukommen, heißt es recht allgemein gefasst. Die Einrichtung von Ladesäulen und Wallboxen an Wohngebäuden soll vereinfacht werden und bis Ende 2023 will das BMDV ein Konzept für den Aufbau von Ladeinfrastruktur für Fernbusse an Busbahnhöfen erarbeiten. Digitalisierung spielt im neuen Masterplan allgemein eine wichtige Rolle. Den gesamten Masterplan gibt es hier auf der Webseite des BMVI.
Kritische Stimmen
Im Vorfeld hatten der Bundesverband eMobilität und auch einige Fachjournalisten Kritik an den zuvor bekannt gewordenen Inhalten des Masterplans geäußert. Der BEM befürchtete, dass ein nationaler Alleingang Deutschlands die Elektromobilität langfristig wieder ausbremsen könnte. Die Journalisten bewerteten den Entwurf eher als Absichtserklärung und nicht als Planung konkreter Maßnahmen. Die Regierung wird erst nach der Sommerpause über den Masterplan II beraten.