In einer Pressemitteilung schlägt die NGO Transport & Environment („T&E“) die Ausweitung von Social Leasing vor. Die Organisation hat sich sauberem und nachhaltigem Verkehr verschrieben und ist vor allem in Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien und England vertreten. Das Social-Leasing-Programm existiert bereits in Frankreich und gilt als durchaus erfolgreich. Die Idee ist schnell erklärt: Erschwingliche Elektrofahrzeuge werden Personen mit niedrigem Einkommen für einen geringen Monatsbeitrag zum Leasing angeboten.
Hierdurch steigt die Präsenz von Elektroautos auf der Straße, was wiederum verschiedenste Effekte für Gesellschaft und Wirtschaft hat. Eine Win-Win-Situation also, weshalb die Organisation die Ausweitung vorschlägt. Bis 2032 könnten demnach über drei Millionen einkommensschwache Haushalte aus ländlichen Regionen, in denen das Auto alternativlos ist, auf Elektromobilität umsteigen und damit die Abhängigkeit von Benzin- und Dieselpreisen reduzieren.
Deutsche Experten sind skeptisch
„Um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die drohenden Kostensteigerungen zu überwinden, benötigen viele Haushalte Unterstützung beim Umstieg auf Elektroautos. Elektrofahrzeuge sind selbst für Haushalte mit mittlerem Einkommen nach wie vor unerschwinglich und Kaufzuschüsse kommen allzu oft denen zugute, die sie nicht benötigen. Social Leasing kann Millionen von Menschen, die sonst auf umweltschädliche Fahrzeuge angewiesen wären, saubere und kostengünstige Elektroautos ermöglichen“, so ein Sprecher der Organisation.
Union und SPD haben Vor- und Nachteile des Programms bereits abgewogen, Experten in Deutschland sind weniger optimistisch als die NGO. Vor allem der bürokratische und administrative Aufwand eines solchen Programms macht Fachleute skeptisch, wie der Bayerische Rundfunk jüngst in einem Artikel zum Thema ausführte.
Finanzierung durch Emissionshandel
T&E hat den eigenen Vorschlag aber bis ins Detail durchdacht: Finanziert werden soll das Programm demnach aus Einnahmen der Ausweitung des europäischen Emissionshandelssystems, erklärt Transport & Environment in der Mitteilung. Spanien, Frankreich, Deutschland, Italien und Polen hätten laut Hochrechnungen bis 2032 16 Milliarden Euro zur Verfügung, die im Social Leasing gut angelegt wären.
Die Organisation geht in ihren Überlegungen auch auf gewisse Stolpersteine ein. Die Finanzierung durch das Emissionshandelssystem müsste vorverlegt werden, da bereits jetzt das Geld für die Finanzierung benötigt wird. Das könnten die europäischen Staaten aber über Kredite regeln. Jedes Land müsste zudem den genauen Ablauf des Programms auf die eigenen Gegebenheiten anpassen und Kriterien festlegen, die eine Antragstellung ermöglichen.
4,4 Millionen Betroffene in Deutschland
T&E schlägt hier vor, nicht nur das Einkommen zu bewerten, sondern auch die Wohnumgebung, da das Programm sich vor allem für Haushalte in ländlichen Regionen eigne. In Frankreich gäbe es mit knapp sechs Millionen Menschen die meisten Erwachsenen, die in ländlichen Regionen auf ihr Auto angewiesen sind, aber ein geringes Einkommen haben. Spanien habe mit zwei Millionen die wenigsten der untersuchten Länder, in Deutschland wird die Zahl auf 4,4 Millionen geschätzt.
Letztlich sollen natürlich ebenso die Automobilhersteller vom Programm profitieren. Auch hier müsste die Europäische Union gewisse Absprachen mit den Herstellern treffen, um eine Win-Win-Situation anzukurbeln. Abschließend weist die NGO noch darauf hin, dass das Social Leasing nicht als alleinige Maßnahme bestehen kann, sondern von verschiedensten Aktionen flankiert werden muss. Hierzu gehören unter anderem die Verbesserung des Personennahverkehrs, der Ausbau von Car-Sharing-Angeboten, Abwrackprämien, Maßnahmen für den Radverkehr und natürlich der kontinuierliche Ausbau von Ladeinfrastruktur.